INTERNIERT, Polnisch-schweizerische Familiengeschichten

 

Im Sommer 2018 bewarb ich mich erfolgreich für die Leitung als Autorin und Redaktorin für ein Buchprojekt der "Interessengemeinschaft der Nachkommen internierter Polen in der Schweiz"

Ziel war es, etwa fünfzehn polnisch-schweizerische Familiengeschichten für ein Buch zu sammeln oder niederzuschreiben, welches Mitte Juni 2020, zum 80. Jahrestag des Grenzübertrittes der 2. polnischen Schützendivision im Jura herausgegeben werden sollte.

 

Trotz einiger Anlaufschwierigkeiten und noch ohne Verlag, durfte ich im Herbst 2018 mit den ersten Konzept- und Vorbereitungsarbeiten beginnen. Im Frühjahr 2019 folgten die ersten Interviews.
Im Herbst 2019 dann erklärte sich zu unserer grossen Freude der Chronos-Verlag bereit, unser Buchprojekt zu realisieren. Sehr umsichtig nahm mich die Verlagsleitung an der Hand und führte mich durch die mir noch neue Welt des Buchdruckes und -verlages.


Und nun, nach zwei Jahren Arbeit, ist das Buch mit schlussendlich einundzwanzig Familiengeschichten, einer historischen Einbettung durch den namhaften und von mir sehr geschätzten Schweizer Historiker Georg Kreis und Vorworten von Bundesrat Ueli Maurer und Alt-Nationalratspräsident Claude Janiak, am 30. Oktober 2020 erschienen.


Das Buch ist gelistet und hat eine ISBN-Nr. 

Hier erfahren Sie etwas mehr über das Buch und seine Hintergründe. 

Der Hintergrund

Am 1. September 1939 überfiel die deutsche Wehrmacht Polen, drei Wochen später marschierte die Sowjetarmee in Ostpolen ein. Nach dem russischen Einmarsch, der das faktische Ende des polnischen Staates bedeutete, flohen die Regierung und die oberste militärische Führung nach Rumänien, wo sie interniert wurden. Später gelangten sie nach Frankreich. In Paris bildete sich eine polnische Exilregierung unter Władysław Sikorski und die Alliierten liessen die Gründung einer polnischen Exilarmee zu.

Angehörige der polnischen Armee flohen nach Rumänien, Ungarn und Litauen, wo sie meist interniert wurden. Viele von ihnen entflohen bald mal diesen Lagern, um sich, wie viele ihrer in Polen verbliebenen Kameraden, der Exilarmee anzuschliessen. Auf unterschiedlichen, meist abenteuerlichen Wegen gelangten so polnische Männer nach Frankreich und wurden u.a. in die 2. polnische Schützendivision aufgenommen. Wiederum andere lebten bereits seit dem ersten Weltkrieg in Frankreich und wurden deshalb, als polnische Landsleute, für den Dienst in der Exilarmee aufgeboten.

 

Im Juni 1940 wurde die 2. polnische Schützendivision wurde zur Verteidigung Belforts abkommandiert. Eingekesselt durch die rasch vorankommenden Truppen der Wehrmacht, ersuchten der französische General Marius Daille und der polnische General Bronislaw Prugar-Ketling um Internierung gem. Haager Abkommen in der Schweiz. Dank der weisen Voraussicht und Vorbereitungen von General Henry Guisan willigte die Landesregierung am 19. Juni 1940 ein. Noch am selben Abend und währen zwei Tagen überschritten daraufhin rund 30'000 französische und 12'500 polnische Soldaten im Jura die Schweizer Grenze; die meisten bei Goumois im heutigen Kanton Jura. Sofort wurden sie entwaffnet und interniert.

 

Die Franzosen konnten bereits im Februar 1941 in ihre Heimat zurückkehren. Für die Polen hingegen gab es keine Repatriierung - Polen existierte de facto nicht mehr. So stelle man sich auf eine längerfristige Lösung ein und die internierten Polen wurden für fast fünf Jahre auf die ganze Schweiz in Lager verteilt, kamen als Arbeitskräfte zu Unterstützung der Zivilbevölkerung zum Einsatz oder durften ein Studium an einem Hochschullager absolvieren.

 

Die Einheimischen nahmen die Internierten im Allgemeinen bereitwillig auf, aber die Sympathiebezeugungen der Bevölkerung stiessen nicht überall auf Zustimmung. Bereits im Juni 1940 monierte Nachrichtenchef Roger Masson bei General Guisan: «In Biel und Neuenburg spielten sich direkt widerliche Szenen ab, die eine korrekte Zurückhaltung, namentlich der weiblichen Bevölkerung empfindlich vermissen liess!»

 

Es liegt auf der Hand: Wenn zumeist junge Männer für Jahre irgendwo leben, bilden sich Beziehungen. Beziehungen zwischen eben diesen Männern und Frauen. Diese Beziehungen waren zwar verboten - aber lassen sich Anziehung und Liebe verbieten? Die Nachkommen der in der Schweiz internierten Polen sind das Resultat dieser Beziehungen.

 

 So kam es zum "Orangen Befehl", der die Beziehungen der Internierten zur Zivilbevölkerung regelte. Dabei wurde auch ein Beziehungs- und Heiratsverbot ausgesprochen.

 

Am 15. Dezember 1945 endete offiziell die Internierung und alle Polen hätten ausreisen müssen; es gab es keinen Grund mehr, in der Schweiz zu bleiben. Allerdings gab es viele Ausnahmen. So war es u.a. Studenten erlaubt, ihr Studium in der Schweiz abzuschlies-sen und bis zu diesem Zeitpunkt interniert zu bleiben. Teilweise dauerte die Verlängerung der Internierung bis in den Herbst 1946. Viele der ehemaligen Internierten jedoch wussten nicht, wo sie nach der Internierung eine Heimat finden sollten.

 

Die Ungewissheit über das Bleiberecht belastete nicht nur die Polen: Schweizerinnen verloren bei der Heirat mit einem Ausländer ihr Schweizer Bürgerrecht und wurden dadurch Polinnen oder gar staatenlos. Vor den Paaren lag eine ungewisse Zukunft und dem wollten sich nicht alle aussetzen. Beziehungen gingen auseinander und so wurden auch viele Kinder unehelich geboren: «Polenkinder».

 

Wie viele Familien schlussendlich in der Schweiz blieben, ist nicht genau bekannt. Viele reisten aus; nicht nur nach Polen oder Frankreich, sie suchten ihr Glück auch in Grossbritannien, den USA oder Australien. Zahlreiche wanderten erst einmal aus, kehrten später jedoch aus mannigfaltigen Gründen mit Frau und Kindern wieder in die Schweiz zurück.

 

Auch diese Kinder kämpften teilweise mit Vorurteilen. Auch sie sind «Secondos», litten und leiden manchmal bis heute unter dem Hin- und Hergerissensein oder darunter, dass sie ihre Heimat (noch) nicht wirklich kennen - und unter dem Schweigen. Unter dem grossen Mantel des Schweigens, den ihre Eltern über die Gescheh-nisse vor, während und nach dem Krieg ausgebreitet hatten, um ihre Kinder zu schützen; ohne zu wissen, wie schmerzhaft das Schweigen sein kann. Aber sie sind auch stolz auf ihre Wurzeln und in vielen Aussagen erkennt man, wie gross die Sehnsucht nach der (zweiten) Heimat sein kann.  

Ich bin stolz darauf, dass mir alle diese Menschen ihr Vertrauen und ihre Geschichten anvertraut haben. Ganz besonders bereichernd waren für mich die Begegnungen und Gespräche mit dem letzten in der Schweiz lebenden Internierten, Edward Zbigniew Królak aus Baden. Eine kleine Freundschaft entstand. Leider durfte Edward die Veröffentlichung seiner Geschichte nicht mehr miterleben: Er verstarb am 30. Juli 2020, knapp drei Monate nach seinem 100. Geburtstag.   
Und seither bin ich Polen etwas verbunden - die Sehnsucht ist geweckt; wenn es die Situation erlaubt, werde ich mich sehr gerne auf Spurensuche begeben. 

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INTERNIERT, Polnisch-schweizerische Familiengeschichten

 

Wie wäre es mit einem Buch für's Weihnachtsfest oder sind Sie auf der Suche nach einer passenden Lektüre für die Zeit zwischen den Jahren?

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Kennen Sie jemand, der noch einen Bezug zum Zweiten Weltkrieg oder gar zu den polnischen Internierten hat?

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"Schau mal!" - Gespräch zum Buch bei TV Südostschweiz

Corinna Thöny von TV-Südostschweiz hat mich in Ihre Sendung RONDO eingeladen. Bei einem Sofa-Gespräch konnten wir uns während einer Viertelstunde über mein Buch unterhalten. Schauen Sie rein!

Noch mehr für Leseratten und auch etwas für die Ohren

 

Hier gibt es was auf die Ohren!

 

Es muss nicht immer nur Lesen sein!
Tauchen Sie doch ein in die Welt zwischen 1939 und 1945, indem Sie einfach mal nur zuhören:

 

Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen die Zeitblende-Sendung (auch als Podcast) von Christoph Kellenberger (Schweizer Radio SRF): Internierte Polen - Blinder Fleck in der Schweizer Geschichte?

 

Schweizer Radio SRF1 hat zum Schwerpunktthema 1945 einen Thementag zu den in der Schweiz internierten Polen ausgestrahlt. 

 

Doch lieber etwas zum Lesen?

 

Ein interessanter Text in einem ETH-Blog-Post von Johannes Wahl über die Hochschullager für internierte Polen.

 

Museen und Ausstellungen

Polenmuseum im Schloss Rapperswil

 

 

Ein Besuch des Polenmuseums im Schloss Rapperswil lohnt sich alleweil.

Erfahren Sie mehr über die Geschichte der Polen in der Schweiz. Hier war von 1870-1927 das erste Polnische Nationalmuseum überhaupt untergebracht. Später, von 1936 - 1951, wurde es zum Museum des Zeitgenössischen Polen. Erst 1975 konnte das Museum wiedereröffnet werden und beherbergt heute unter anderem auch eine besondere Ausstellung über die 2. Polnische Schützendivision, deren Angehörige allesamt zwischen 1940 und 1945 in der Schweiz interniert waren, 


Sonderausstellung über internierte Frauen  (virtuell und im Polenmuseum)

 

 

Für meist aus deutschen Zwangsarbeiterlagern entflohene junge Polinnen, denen es gelungen war, die Schweiz zu erreichen, wurde während des Zweiten Weltkrieges in Feldbach ZH ein «Schul- und Erziehungslager» geschaffen.  

 

Auch die Mutter von Wanda Schmid, Maria Zelazna, die einzige internierte Frau aus dem Buch "Interniert, polnisch-schweizerische Familiengeschichten", war für kurze Zeit im Schullager in der Nähe von Hombrechtikon am Zürichsee.


Noch bis Ende Jahr bietet das Polenmuseum eine Sonderausstellung zum Thema an.
Diese kann auch virtuell besucht werden.